Reiseroute bis 10.05.2014
 20.04.    Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besiedelten viele Deutsche den südlichen Teil von Brasilien, die Provinzen Rio Grande do Sul, Mato Grosso und Santa Catarina. Zunächst waren sie vor allem in der Landwirtschaft tätig.
In Deutschland wird immer wieder darüber diskutiert wie die Ausländer in Deutschland leben. Da interessiert uns die Frage: "Wie leben denn nun die Deutschen im Ausland?" Wir haben den Eindruck, dass die Generation unter 50 inzwischen auch sprachlich voll in der brasilianischen Gesellschaft integriert ist. Kaum ein Jugendlicher versteht oder spricht noch Deutsch. Sie sind heute im Geschäftsleben und in der Industrie tätig.


Mit 24000 Einwohnern ist Pomerode in der Provinz Santa Catarina die wohl "deutscheste" Stadt in Brasilien. Man sieht es an vielen Dingen: In den Restaurants wird deutsches Bier getrunken und Eisbein mit Sauerkraut oder Currywurst gegessen.
     Man sieht es an den Fachwerkhäusern...
     ...wenn auch die Giebelfronten manchmal nur Imitationen sind...
     ... oder den gepflegten Vorgärten, was nicht überall in Brasilien der Fall ist...
     Diese beiden Herren sind vom ZDF. Im Vorfeld der Fußball-WM in Brasilien erstellen sie einen Filmbericht über Pomerode. Als sie unser EL- Nummernschild am Womo entdecken, bitten sie uns um ein Interview. Sendetermin im ZDF Mittagsmagazin ist ab 19. Mai.
     Zu Ostern ist Pomerode Austragungsort der Weltmeisterschaft im Faustball u/18. Eine kleine Fangemeinde aus Deutschland ist angereist. Ein erster Vorgeschmack auf die Fußball- WM in sieben Wochen.
      Für die Endrunde im Faustball haben sich Brasilien, Chile, Argentinien, Namibia, Österreich, Schweiz und Deutschland qualifiziert.
     Die Spiele stehen auf hohem Niveau. Am Ende besiegen...
     ... die deutschen Mädchen Österreich im Endspiel mit 3:0.
     Da freut sich die Trainerin der dt. Mannschaft und der junge Mann hat sich spontan um den vakanten Co-Trainerposten beworben.
     Die deutschen Jungen schlagen Brasilien in einem packendem Finale mit 3:2.
     Die Freude ist nicht geringer als sie bei der Fußball WM hoffentlich sein wird.
     Uns gefällt Pomerode und wir bleiben eine Woche. Immer wieder kommen Leute zu unserem Standplatz und suchen das Gespräch. Die Begegnungen mit portugiesisch sprechenden Brasilianern sind aus verständlichen Gründen häufig kurz aber durchaus angenehm und lustig. Viele begrüßen uns sogar mit "Guten Tag" und fragen dann "Alles gut? und wir antworten brav "Tudo bem" (Alles gut).
Auch unsere moderne Technik trägt zur Völkerverständigung bei. Mit diesem jungen Brasilianer verständigen wir uns mit Hilfe eines Übersetzungstools seines Smartphones.
     Da sind allerdings die Gespräche mit den "echten" Pomerodern tiefgründiger. Nelson, in Pomerode geboren, war 20 Jahre für Siemens in der ganzen Welt tätig. Er kann uns viel über Brasilien erzählen. Wozu noch einen Reisführer in gedruckter Form?
     In einem 5 km langem Tal liegt der Stadtteil Testo Alto. Ihn behalten wir in besonderer Erinnerung.
     Hinter dem Gemeindezentrum dürfen wir mit unserem Womo stehen. Im Laufe der Woche ergeben sich viele Kontakte zu den Bewohnern. Jeden Abend treffen wir uns an der Bar zu einem Bier,
     Uns fallen die vielen kleinen Palmenfelder auf. Auch unsere unmittelbaren Nachbarn Laino und Margret haben in ihrem großen Garten viele Palmen stehen. Sie zeigen uns wie sie den sogenannten Palmmenkohl ernten, den es auch in Deutschland in Lebensmittelgeschäften zu kaufen gibt. Den Kohl gewinnt man aus dem "Palmenherzen" einer Palme. Das "Herzstück" befindet sich unterhalb der Palmenkrone und sticht äußerlich durch seine Grünfärbung hervor. Die Palme wird geschlagen...
     ...und das etwa 1 m lange "Herzstück" des Stammes herausgeschlagen.
     Das Herzstück hat mehrere Schichten, die nacheinander geschält werden.
     Im Innern befindet sich das weiche "Palmenherz". Es wird in Stücke geschnitten, kurz gekocht, mit Zwiebelringen, Salz und Essig abgeschmeckt und fertig ist der Palmenkohl. Wir haben ihn probiert und für gut befunden.
 25.04.    In der Gegend um Pomerode gibt es noch eine große Textilindustrie. Auch die Tochter von Laino und Margret zeigt Mut. In einer Fabrik mit 17 Näherinnen will sie es gegen die weltweite Konkurrenz aufnehmen.
 26.04.    In der 30 km entfernten Großstadt Blumenau findet an dieser Stelle alljährlich das größte Oktoberfest außerhalb Münchens statt.
     Auch hier ist der deutsche Einfluss nicht zu übersehen.
 27.04.    Auf der Weiterfahrt Richtung Küste sind viele Bananenfelder und Reisfelder zu sehen.
     Eine gute Gelegenheit, sich einmal intensiver mit der Reispflanze...
     ...und dem Reisanbau zu beschäftigen.
     Geerntet wird mit einem modifiziertem Mähdrescher.
     Auch dieses Ungetüm ist weltweit bekannt und wohl unvermeidlich. In Brasilien soll aber angeblich noch hemmungsloser gespritzt werden.
 28.04.    Wir steuern eine beliebte Ferieninsel an. Florianopolis hat sich in den letzten 30 Jahren rasant entwickelt und ist beliebt wegen des milden Klimas, der schönen Buchten...
     ... und Ausblicke...
     ...der Sonnenuntergänge in den Fischerdörfern...
     ...und der Strände.
     Eine(r) schöner als die (der) andere. Es geht auf den Winter zu. Aber es sind immerhin noch angenehme 25 Grad tagsüber und nachts 18 Grad.
     Es wird Beachball gespielt. Beachvolleyball einmal anders. Erlaubt sind alle Körperteile - nur nicht Arme und Hände. Brasilianer sind perfekte Ballkünstler. Es ist ein Vergnügen, diese Profis zu beobachten.
     "Piratenschiffe" sind täglich im Einsatz.
     Wir haben einem Campingplatz gesucht, der direkt am Strand liegt und wie der Zufall es will: Der Besitzer ist deutschsprachig! Offensichtlich kann man in der Provinz Santa Catarina den Deutschen nicht ausweichen. Ernesto Giehl ist 93 Jahre, seine Frau ist heute 90 geworden und wir bringen ihr ein Geburtstagsständchen. Beide waren noch nie in Deutschland.
     Zu ihnen entwickeln wir im Laufe der nächsten Tage ein herzliches Verhältnis. Täglich kommt der rüstige Ernesto vorbei und erzählt aus früheren Tagen. Sein Urgroßvater wanderte 1860 nach Brasilien aus. Ernesto wuchs in armen Verhätnissen auf, besuchte nur !!! 4 Monate !!! eine Schule, 5 Töchter, drei Söhne. Durch verschiedene Tätigkeiten (Arbeiter, Verkäufer, Vertreter, Besitzer von 5 Textilgeschäften und Geschäftsmann) verschaffte er sich im Laufe der Zeit ein gutes Einkommen. Zudem war er ein geachteter Gemeindepolitiker. Durch Beobachtungen, Erfahrungen und Selbststudium brachte er es zu umfangreichem Wissen.
Ein Beispiel dafür, dass ein klarer Menschenverstand zu einem gewissen Grad Bildung ersetzen kann - umgekehrt geht's wohl nicht.
      Er unternimmt mit uns einen Tagesausflug und kann uns viel von Florianopoles zeigen.
     

10.05. Nach entspannungsreichen Tagen verlassen wir Florianopolis und sind gespannt auf Rio de Janeiro. Bis dahin sind es noch 1200 km.

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